Kundschafter des Friedens

Dass Robert Thalheim ein Händchen für Komödien hat, stellte er schon mit seinem Debütfilm „Netto“ unter Beweis, der in der Reihe Perspektive Deutsches Kino auf der Berlinale 2005 zum Festival-Hit wurde.

Nach seinem ernsteren Film „Am Ende kommen Touristen“, in dem er 2007 autobiographische Erfahrungen aus seiner Zeit mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Auschwitz verarbeitete, und seiner Beziehungskomödie „Eltern“ (2013) trommelte er für seinen neuesten Kinofilm „Kundschafter des Friedens“ eine erlesene Schar von Schauspielern zusammen, die bei aller Unterschiedlichkeit ihrer weiteren Lebenswege markante Gemeinsamkeiten haben: Sie gehören derselben Generation an, sind zwischen 1942 und 1948 geboren und waren DEFA-Stars zu DDR-Zeiten.

„Kundschafter des Friedens“ lohnt sich allein schon wegen dieser Riege: Henry Hübchen, der 1974 mit „Jakob der Lügner“ bekannt wurde und den nach der Wende ein knappes Jahrzehnt eine schillernde, produktive Symbiose mit Frank Castorf an der Volksbühne verband. Thomas Thieme, der mit dem Regime in Konflikt geriet, 1984 in die Bundesrepublik ausreisen durfte und auf den großen Theaterbühnen glänzte. Michael Gwisdek, der vor und nach der Wende auf dem TV-Bildschirm in zahlreichen Produktionen präsent war. Last but not least Winfried Glatzeder, den man vor allem mit „Die Legende von Paul und Paula“ verbindet.

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Dieses Quartett spielt ausrangierte „Kundschafter des Friedens“, wie sich die Spione der HVA (Hauptverwaltung Aufklärung) des Ministeriums für Staatssicherheit euphemistisch nannten, die nach dem Zusammenbruch der DDR ohne Arbeitgeber da standen. Der eine wurde zum windigen Geschäftsmann, ein anderer zum Tüftler mit kleiner Reparaturwerkstatt.

Als der BND einen Auftrag so richtig in den Sand gesetzt hat, geht den beiden jungen Schnöseln (gespielt von Antje Traue und Florian Panzner) „der Arsch auf Grundeis“, wie Henry Hübchens Figur lakonisch feststellt. Für das fiktive Katschekistan soll ein Friedensvertrag auf einer Bonner Konferenz ausgehandelt werden, dazu muss dringend der designierte Präsident auf sicherem Weg herausgeschleust werden. Die Anspielungen auf die Konferenz für Afghanistan auf dem Bonner Petersberg 2001 und den Präsidenten Hamid Karsai sind überdeutlich.

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Auch wenn nicht jede Pointe zündet und sich das Ende zu sehr in einer durch mehrere Motive überfrachteten Rivalität zwischen Jochen Falk (Henry Hübchen) und seinem alten Widersacher Frank Kern (Jürgen Prochnow) verzettelt, bietet Robert Thalheims Komödie hübsche Ansätze und solide Unterhaltung für einen Kino-Abend.

An „Netto“ reicht sein neuer Film zwar nicht ganz heran, dafür gibt es als Boni einen Soundtrack, der ironisch mit James Bond-Melodien spielt, und Kurzauftritte der beiden Theaterstars Ruth Reinecke und Milan Peschel.

„Kundschafter des Friedens“ startete am 26. Januar 2017 im Kino. Webseite und Trailer

Bilder: © Stephanie Kulbach / Majestic

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